Mittwoch, 22. Oktober 2025
Michelle Fuller (Emma Stone)
Don (Aidan Delbis) und Teddy Gatz (Jesse Plemons) mit den Bienen
Teddy Gatz (Jesse Plemons)
Teddy Gatz (Jesse Plemons)
Michelle Fuller (Emma Stone)
Don (Aidan Delbis) und Teddy Gatz (Jesse Plemons)
Michelle Fuller (Emma Stone) versucht, mit Don (Aidan Delbis) und Teddy Gatz (Jesse Plemons) ins Gespräch zu kommen.
Don (Aidan Delbis) und Teddy Gatz (Jesse Plemons)
Michelle Fuller (Emma Stone)
Casey (Stavros Halkias)
Michelle Fuller (Emma Stone)
Regisseur Yorgos Lanthimos, Kamerachef Robbie Ryan und Emma Stone bei den Dreharbeiten
Regisseur Yorgos Lanthimos und Kamerachef Robbie Ryan in den Kulissen
Jesse Plemons und Emma Stone bei den Dreharbeiten
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Unser Zeitalter der Verschwörungstheorien und Paranoia, der Isolation und der Angst hat sich Yorgos Lanthimos zum Thema für sein neuestes Werk gewählt. Überzeugt, dass die furchteinflößende und rücksichtslose Geschäftsführerin eines Pharmakonzerns, eine Außerirdische ist, die die Zerstörung der Erde plant, beschließen zwei von Verschwörungstheorien besessene Cousins, sie zu entführen und in ihrem Keller festzuketten.
Getrieben von seinem impulsiven Ideengut aus dem „Dark Web“ trägt Teddy seinem Cousin Don auf, den Kopf der Entführten zu rasieren und sie mit Anti-Alien-Lotion einzuschmieren, bevor er sie zu ihrem mutmaßlichen Plan eines planetaren Armageddons zur Rede stellt, zu dem u.a. die Auslöschung der Bienen und eine Mondfinsternis gehören.
»It is not in control anymore, we are!«
Teddy Gatz
Der Filmtitel bezieht sich auf einen antiken griechischen Glauben daran, dass Bienen aus dem Kadaver eines Ochsen entstehen können. Der Film beginnt mit einem schier endlosen Monolog von Teddy, der seinen Cousin von seinen Vorstellungen und Theorien überzeugen will und sich mit ihm mental und physisch auf sein kommendes Projekt vorbereitet. Das wirkt dermaßen monoton und uninteressant, dass man schon bald abschaltet, denn man hat diese Argumente von Verschwörungstheoretikern bereits zur Genüge gehört.
Mit seinen extremen Glaubensvorstellungen und Methoden mag Teddy wie der typische Aluhutverrückte erscheinen, doch die Wut und die Angst, die ihn antreiben (kapitalistische Ausbeutung, ökologische Katastrophen und das Gefühl, dass, wie er es sagt, „niemand sich einen Dreck um uns schert“), sind absolut real. Seine Beweggründe werden nur noch weiter durch eine düstere Vergangenheit verkompliziert, die allmählich (und auf furchterregende Weise) an die Oberfläche brodelt.
»Das Leben hat es ziemlich beschissen mit ihm gemeint«, so Jesse Plemons über seine Rolle. »Seine Mutter ist nach ihrer Teilnahme an einer opioiden Medikamentenstudie ins Koma gefallen, und er will ihr verzweifelt helfen. Doch auf seinem Weg dahin hat er sich ein wenig verirrt.«
Im Haus seiner Mutter irgendwo im Herzen der USA verbringt Teddy seinen Alltag abseits seiner Fabrikarbeit mit Imkerei, der Erforschung der wahren Ordnung des Universums und dem gemeinsamen Training mit Don zur Verhinderung der Invasion einer außerirdischen Spezies. Er hat jede politische und konspirative Subgruppe durchlaufen, die es da draußen gibt, bevor er sich an die Theorie einer Kontrolle durch Andromeda geklammert hat.
Dabei war sein tiefes Eintauchen in all diese bodenlosen Löcher anfangs vielleicht nur ein Abwehrmechanismus gegen die Flutwelle der Trauer und das tiefe Empfinden der Aussichtslosigkeit in einer Gesellschaft, die seine Familie benutzt und weggeworfen zu haben scheint.
Jesse Plemons sieht in Teddy eine tragische Realität, wie viele sie in einer Ära der Isolation und Abkapselung erleben, wenn auch in einer extremeren Variante: »So viele Leute haben in der heutigen Welt das Gefühl, dass sie einfach komplett übersehen und vergessen werden, als würden sie von den herrschenden Mächten nur irgendwie umhergeweht werden.«
👩🏻‍🦲🛸
Dann wird es ernst. Die Entführung wirkt dann auch wieder ein wenig skurril, real, aber dann auch teilweise perfide komisch, weil sie nicht ganz so reibungslos stattfindet. Das erinnert ein wenig an Anora und ihre Widerstandskraft bei ihrer Festsetzung durch die Handlanger der Familie. Und Teddy zieht sein Vorhaben gnadenlos durch. Die ganze Zeit weiß man nicht, mit wem man mitfiebern muss, da die Hauptfiguren so unsympathisch sind.
Ganz egal, ob sie in Wahrheit eine außerirdische Herrscherin oder eine milliardenschwere Managerin ist, sie ist »eine Kraft, die anderen das Leben aussaugt und versucht, der Erde etwas wegzunehmen«, wie Stavros Halkios es ausdrückt, der Teddys Schulkumpan und örtlichen Polizisten spielt, der Teddy eigentlich (nur zeitlich zu spät) einen metaphorischen Ast in den Treibsand reicht, in dem dieser sich befindet.
Das ist zumindest der erste Eindruck, den man auf sie projizieren könnte. »Aber dann beginnt man, sie Szene für Szene besser zu verstehen«, gibt Yorgos Lanthimos zu bedenken. »Man beobachtet, wie sie all diese anderen Schichten enthüllt, oder zu verbergen versucht.« Je mehr wir ein Gefühl für Michelle als reale Person bekommen (anstelle dessen, was sie als Machtfigur repräsentiert), die Schmerz empfindet und ihre eigenen Gedanken hat, desto mehr scheut Don sich vor dem, was er und Teddy da tun.
Doch mit Voranschreiten der Mission ins Extreme wird Don schließlich wütend auf Teddy, seine Glaubensvorstellungen und die Dinge, die er gewillt ist, Michelle anzutun, um die Wahrheit aus ihr herauszuholen. »Don ist die Seele des Films und sein moralischer Kompass«, so Yorgos Lanthimos. »Er repräsentiert das Publikum: Er ist ständig hin- und hergerissen. Er hinterfragt die Dinge, aber er ist Teddy gegenüber auch sehr loyal und will sich nicht gegen ihn stellen. Doch etwas in seinem Inneren sagt ihm, dass es vielleicht nicht richtig ist, was sie da machen.«
👽
Der Film basiert auf einer obskuren koreanischen Sci-Fi-Komödie, die im Wesentlichen dieselbe Geschichte erzählt. In Save the Green Planet! aus dem Jahre 2003 wird die Geschichte mit etwas mehr Tempo und Rückblenden erzählt. Das Original ist zwar wilder und manchmal nicht so ganz augenfreundlich wie die in VistaVision gedrehte Adaption und dramaturgisch ein wenig hölzern, dafür jedoch in der Auflösung schlüssiger.
Bugonia ist kein Film für die Masse. Yorgos Lanthimos versucht sich hier mit einem weiteren Genrehybriden, der zwar von der Idee her genial erscheint und mit Jesse Plemons und Emma Stone (die bereits zum 5. Mal mit dem Regisseur zusammengearbeitet hat) super besetzt, doch fehlt dem Film eine gewisse knisternde Spannung, die einem Kammerspiel gewöhnlich innewohnt.
Dieser Abschnitt kann Inhalte verraten!
Zwei Drittel des Films sitzt fragt man sich, wo die Geschichte hinführt. Plötzlich wird es blutig, dann kommt ein wenig Spannung auf, und am Ende gibt es eigentlich keine Überraschung. Einen skurrilen Punkt gibt es jedoch für die originellen Kostüme der Andromedaner, die für jede Menge Fragezeichen und Komik sorgen. Beim ungewöhnlichen Ende fragt man sich jedoch einen Wolf, was da genau passiert ist. Zumindest drückt es die Stimmung und entlässt das Publikum mit einem deprimierenden Gefühl.

22.10.2025 | mz
Kategorien: Kino
Genres DramaHorrorKrimiScience Fiction