Samstag, 12. Oktober 2024
Brick Mansions
Brick Mansions
Damien Collier ist gegen Korruption und Kriminalität im Einsatz
© LEONINE
Es steht mal wieder ein Remake an – diesmal im Actionbereich. Vor 10 Jahren feierte Luc Besson mit seinem Parkour-Actioner Banlieue 13 in Frankreich Erfolge – ein Film, der in Deutschland unter dem Titel Ghettogangz auf DVD erschien und 5 Jahre später mit Banlieue 13 | Ultimatum (Ghettogangz 2) fortgesetzt wurde.
Wie auch im französischen Original überließ Besson die Regie einem Neuling. Damals debütierte Pierre Morel, der danach mit 96 Hours (Taken) und From Paris with Love Erfolge verbuchen konnte, in der US-Version entschied er sich für Camille Delamarre als Regisseur, mit dem Luc Besson schon bei Transporter 3Colombiana und Lockout zusammenarbeitete.
Geblieben sind Luc Bessons und Bibi Naceris Drehbuch und Parkour-Star David Belle als Lino (im Original Leïto), der hier sein englischsprachiges Debüt gibt. »Ich brauche manchmal eine Weile, bis ich mich auf einen Film eingestellt habe, und in diesem Fall war es auch noch neu für mich, auf Englisch und mit amerikanischen Darstellern zu arbeiten. Aber sie waren sehr nett zu mir, halfen mir, mich zu entspannen und ermöglichten es mir somit, mich so auszudrücken, wie ich es wollte«, erklärt der Parkour-Sportler.

In einer nahen Zukunft im Schmelztiegel „Brick Mansions“, Detroit – Herrschaftsterritorium des Drogenbarons Tremaine und Einsatzgebiet von Undercover-Cop Collier im Kampf gegen Kriminalität und Korruption: In dem von einer gewaltigen Mauer abgeschotteten Ghetto tobt die tägliche Gewalt. Doch die bekommt eine ganz neue Dimension, als Tremaine in den Besitz einer hochgefährlichen Waffe gelangt, mit der er die ganze Stadt zu vernichten droht.
Die wahnsinnige Bedrohung fordert ungewöhnliche Maßnahmen: Im Kampf gegen den Drogenboss vereint sich Collier mit dem Ex-Sträfling Lino zu einem schlagkräftigen Team und ist auf dessen Insiderwissen angewiesen. Dieser hat eine ganz persönliche Mission, denn Tremaine hat Linos Freundin in seine Gewalt gebracht…

»Ich fand es faszinierend, dass Parkour im urbanen Raum stattfindet, also haben wir versucht, daraus Vorteile zu ziehen«, erklärt der Regisseur. »Der visuelle Mix aus Stunts und Akrobatik in einer verwüsteten urbanen Einöde aus Beton und Verfall ergaben eine sehr interessante Kombination. David half mir, zu verstehen, was Parkour wirklich ist und wie man es benutzt. Er erzählte mir die Geschichte, die Beziehung seiner Familie zu Parkour und berichtete über den Einfluss seines Vaters.
Außerdem zeigte er mir viele Videos. Es ist sehr eindrucksvoll, ein echtes Spektakel ohne Spezialeffekte oder Drähte, ausgeführt von Amateuren, die ohne Angst von einem Dach zum anderen springen. Es war klar, dass es sich bei Parkour zusätzlich zu der erstaunlichen visuellen und physischen Qualität um eine wirklich authentische Disziplin handelt, der wir versuchen wollten, im Film gerecht zu werden. Es gibt keine Superhelden-Stunts. Wir gaben uns Mühe, der ursprünglichen Idee von Parkour zu entsprechen, dass alles real dargeboten wird.«
Die Sticheleien zwischen Lino und Damien erschienen überraschend und lustig, was den Regisseur begeisterte. Die einzigartige Mischung aus Humor und Action ist es, die diesen Film von anderen Action-Formaten absetzt. Die Parkour-Szenen zusammen mit den rasanten urbanen Eindrücken, ein pulsierender Soundtrack und sich aus den Figuren entwickelnde unkonventionelle Komik, machen diesen einmaligen Genre-Mix aus.
Doch es fehlt hier ein wenig an Originalität – was nicht unbedingt an der Neuverfilmung an sich liegen mag. Der Film ist zwar toll anzusehen, und in Anbetracht des futuristischen Aspekts nachvollziehbar, doch wirken die Figuren ein wenig eindimensional – festgesetzt auf ihre Position in der Geschichte. Und es gibt keine wirklichen Überraschungen, wodurch es im Film eher auf die Action und Reibereien der Hauptfiguren ankommt.
Die französische Mentalität und Komik funktioniert in der amerikanischen Version nicht so sehr, wirken etwas gängig und abgestumpft. Auch die Parkour-Szenen hat man schon besser gesehen – dazu David Belle: »Ich musste viel trainieren, da ich eine Weile keinen Parkour praktiziert hatte. Es war eine ruhigere Phase in meinem Leben. Als Luc Besson anrief, dachte ich: Wow, ich muss 20 Pfund verlieren, Englisch lernen, mir eine Choreographie ausdenken… Aber das war es wert.«
Er betont, dass Paul Walker, mit dem er die Mehrheit der Szenen und Stunts zusammen durchführte, ihm in der Übergangszeit half. »In anderen Filmen fühlte ich mich stärker eingeschränkt. Paul hat geholfen, dass ich lockerer wurde und es herrschte insgesamt eine viel bessere Atmosphäre«, führt David Belle aus.
Aber trotz allem entstand letztlich ein unterhaltsamer Actionfilm, der nicht unbedingt ins Kino kommen musste, zudem die in Frankreich erfolgreichen Originalfilme hier auf DVD premierten! Die Ursache dafür wird wohl Paul Walker sein, der bei einem Autounfall im November 2013 auf tragische Weise ums Leben kam und im Abspann noch einmal besonders erwähnt wird. Und für Walker-Fans gibt es zum Schluss noch eine Abschieds-Taschentuchszene, wenn Damien Collier in Zeitlupe im Cabrio durch die geretteten Brick Mansions cruist…

08.12.2022 | mz
Kategorien: Feature | Filme