Seit 30 Jahren steht Shelly in der „Razzle Dazzle Show“ Abend für Abend in Las Vegas als Tänzerin auf der Bühne. Die Vorstellungen, die Kostüme und ihre Showgirl-Ersatzfamilie sind ihr Ein und Alles. Als das Aus der Show verkündet wird, bricht für sie eine Welt zusammen.
Mit ihrer besten Freundin, der Cocktail-Kellnerin Annette, versucht Shelly, die letzten Tage bis zur finalen Show mit Würde zu überstehen. Auf einmal mit ihrer Vergangenheit konfrontiert, nimmt Shelly Kontakt zu ihrer Tochter Hannah auf, die sie vor sehr vielen Jahren weggegeben hat, und versucht, die vernachlässigte Beziehung zu retten. Und dann sitzt Hannah eines Tages im Publikum…
»If it means anything… You’re a legend, Shell.«
Eddie
Gia Coppola entführt uns in die alltägliche Welt der Revuetänzerinnen und zeigt das Las Vegas jenseits von Glanz und Glitzer. In kalten Farben und körnigen Bildern erzählt der Film die Geschichte einer Tänzerin, die 30 Jahre lang in derselben Show auftritt. Kate Gersten adaptierte hierfür ihr eigenes Theaterstück „A Body of Work“ – ein berührendes Porträt, das die weltbewegende Frage beantwortet, was eigentlich mit den Tänzerinnen passiert, wenn eine Show, die Jahrzehnte läuft, plötzlich eingestellt wird.
Klar: Entweder man hat’s drauf und wird woanders genommen, oder man muss sehen, wie man fortan über die Runden kommt. Pamela Anderson mit ihrer piepsigen Stimme ist im Prinzip genau die richtige Frau für diese Rolle. Einst war sie Strandretterin in der 90er-Jahre-Kultserie Baywatch. Nach dem Aus der Serie konnte sie ihr Rollenbild der Casey Jean Parker nie loswerden.
2023 überraschte sie uns mit der Netflix-Doku Pamela – Eine Liebesgeschichte und zieht nun mit The last Showgirl nach. Was dabei heraus kommt, ist die schonungslose Wahrheit über Frauen, die ihr Leben lang von ihrer Schönheit gelebt haben und sich im Alter neu erfinden müssen. An ihrer Seite ist (mal wieder in einer schürfsten Rolle)Jamie Lee Curtis als Cocktail-Kellnerin zu sehen, sowie Billie Lourd als Shellys Tochter und ein unglaublich sanft wirkender Dave Bautista, der seine Schlagkraft sonst in Actionfilmen (u.a. bei den Guardians of the Galaxy) unter Beweis stellt, als Showleiter.
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Ähnlich wie bei Anora kann man von der Erwartungshaltung der Prämisse davon ausgehen, dass diese voll erfüllt wird. War es bei Anora das aussichtslose Unterfangen, einen reichen Schnösel zu heiraten, so ist es hier das aussichtslose Unterfangen, ohne Weiterbildung eine neue Anstellung zu bekommen. Und so dümpelt die Geschichte zwischen Garderobe und Privatleben, stets bemüht, die Geschichte so positiv und plausibel wie möglich zu beenden.
The last Showgirl ist ein sehr ruhiger Film, der trotz seiner kurzen Dauer etliche Längen besitzt. Pamela Anderson spielt hier praktisch sich selbst, ohne irgendwelches schauspielerische Talent vorzeigen zu müssen. Bleibt abzuwarten, wie sie sich an der Seite von Liam Neeson in der Neuverfilmung der nackten Kanone macht, die Ende Juli in die Kinos kommt.
Übrigens ließ sich die Regisseurin, die Enkelin von Francis Ford Coppola, auch nicht nehmen, ihren Cousin Jason Schwartzman in einer kleinen Rolle zu besetzen, der den treffendsten Satz des Films ausspricht.