Und er fliegt wieder! James Gunn, der mit seinen Guardians of the Galaxy-Filmen eine verrückte Zusammensetzung von Helden bei Marvel humoristisch aber auch bewegend inszeniert hat, wagt sich nun im ersten Film des neuen DC-Kinouniversums gleich an dessen Ikone heran: Clark Kent alias Kal-El alias Superman!
Als Auftakt für mehrere folgende Kinofilme mit den DC-Superhelden startet nun Superman nicht erneut mit der Erzählung, wie alles begann – also keiner Herkunftsgeschichte. Diese haben wir seit den 1970ern mehrfach präsentiert bekommen und mit Richard Donners Film von 1978 sicherlich einen der ersten ernstzunehmenden und glaubhaft umgesetzten Superheldenfilme überhaupt erleben dürfen — damals mit Schauspieler Christopher Reeve als Hauptdarsteller hervorragend gewählt.
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Im neuen Superman-Film wird man direkt ins Geschehen geworfen. Superman stürzt in der Antarktis ab, um sich in seine „Festung der Ewigkeit“ zu retten, allerdings nicht ohne fremde Hilfe. Im Laufe des Films sieht man seine Eltern mit einer Botschaft für ihn. Sein anderes Ich, Clark Kent, ist bereits beim Zeitungsverlag Daily Planet als Journalist beschäftigt, und sein Chef sowie Lois Lane und Jimmy Olsen sind bereits zur Interaktion vor Ort.
Nichtsdestotrotz wird in vielen kleineren Szenen Clarks/Supies Motivation erklärt, der Menschheit zu helfen, die ihn vor Jahren aufgenommen hat. Dies wird zwar durch einige Szenen ebenfalls in Frage gestellt, aber Superman beweist etliche Male (trotz diverser, auch menschlicher Konflikte), dass er auf dem rechtschaffenen Weg ist und bleibt.
Weltweite Konflikte, die mit Krieg leider auch derzeit sehr reale Szenarien zeichnen, Kämpfe gegen Schurken, Meinungsverschiedenheiten und Diskussionen mit anderen Superhelden gehören ebenfalls zum Film wie natürlich Supermans Erzfeind und Gegner Lex Luthor – erstaunlich gegen seine sonstigen Rollen besetzt: Nicholas Hoult!
Dies ist ziemlich viel, möchte man meinen, und bei weitem noch nicht alles. Aber Regisseur James Gunn bindet die Zuschauer geschickt in die Geschehnisse ein – auch dadurch, dass in seiner Erzählwelt Menschen mit Superkräften als normal und gegeben angesehen werden.
Er erklärt: »Ich dachte, dass der Film in der Richtung anders wäre, dass er all diese Arten von magischen und realistischen Momenten der Vorstellung von Superman hätte – fliegende Hunde, ein riesiger Kaiju [japanisches Monster], helfende Roboter und all diese Dinge, die gehörig Spaß machen – während die Hauptfigur selber mehr bodenständig gehalten ist. Superman wirkt real und ist viel mehr in seiner Persönlichkeit verwurzelt und in seiner Beziehung zu den anderen Figuren. In der Handlung wird er von seinen eigenen Entscheidungen und nicht von äußeren Kräften getrieben.
Daher war das Drehbuch so unterhaltsam zu schreiben. Es war auch sehr unterschiedlich, verglichen mit allem, was ich je zuvor geschrieben habe. Natürlich hat es diverse Science-Fiction-Elemente. Allerdings denke ich, dass Superman bodenständiger ist als die Guardians-Filme, denn im Grunde ist es keine Komödie. Aber es ist auch in einigen Erzählsträngen etwas fantastischer. Es ist mehr wie ein Comicband.«
Dies merkt man dem Film auch an: gefühlt bunter und leichtfüßiger als die teils düsteren Vorgängerfilme. Seine Hauptdarsteller tragen normale menschliche Konflikte aus, üben sich in interessanten Diskussionen und werden in der Handlung immer wieder durch andere Ereignisse hin und her geworfen. David Corenswet als Clark Kent/Superman und Rachel Brosnahan als Lois Lane verkörpern ihre Figuren mit einer entsprechenden Stärke aber auch Verletzlichkeit.
Es kommen einige andere bekannte Superhelden aus dem DC-Universum vor, die alle auch eher eine individuelle Persönlichkeit durchscheinen lassen, als dauernd die Welt zu retten. Dies macht dem geneigten Zuschauer viel Freude, allerdings hätte James Gunn bei einer Sache etwas untreuer zur Comicvorlage sein sollen – auch wenn das im wahrsten Sinne des Wortes ein wenig Haarspalterei ist. Die Frisur von Guy Gardner/Green Lantern hätte durchaus moderner ausfallen dürfen! Nichtsdestotrotz unterhält der neue Superman bis zur letzten Minute und wirbt bei Erfolg bereits für den nächsten DC-Film.