
Michelle und Marie-Claude beim Pilzesammeln
© FOZ | France 2 Cinéma | Playtime | weltkino
© FOZ | France 2 Cinéma | Playtime | weltkino
Michelle verbringt ihren Ruhestand in einem idyllischen Dorf im Burgund ganz in der Nähe ihrer langjährigen Freundin Marie-Claude. Als ihre Tochter Valérie vorbeikommt und Michelle ihr versehentlich giftige Pilze serviert, eskaliert das ohnehin schon angespannte Verhältnis zwischen den Frauen. Valérie unterstellt ihrer Mutter Mordabsichten und untersagt ihr jeglichen Kontakt zu ihrem geliebten Enkel Lucas.
Als Marie-Claudes Sohn Vincent aus dem Gefängnis entlassen wird, will Michelle Vincent unterstützen, indem sie ihn als Gartenhilfe engagiert. Dieser will seinem Leben einen neuen Sinn geben und eine eigene Bar eröffnen. Entschlossen, Michelle einen Gefallen zu tun, macht er sich heimlich auf die Reise nach Paris, um Valérie umzustimmen. Doch tödliche Nachrichten bringen die dörfliche Idylle ins Wanken…
🍄🟫🍄🍄🟫🪵🍁🍂🍃
In herbstlich strahlenden Bildern kredenzt Regieikone François Ozon ein Familiendrama um zwei ehemalige Prostituierte, die ihren Ruhestand in der ländlichen Zurückgezogenheit verbringen. Während sich Michelle mit ihrer gehässigen und stressgeplagten Tochter herumärgern muss, besucht Marie-Claude ihren Sohn regelmäßig im Gefängnis.
Der Herbst ist hier nicht nur ein äußerlicher Faktor, auch spielt der Herbst des Lebens hier eine Rolle. Beide Frauen resümieren über ihr Leben und ihre Entscheidungen, dass sie zwar ihr Bestes gegeben haben, doch bei der Erziehung ihrer Kinder irgendwie versagt haben.
Nach und nach werden immer mehr Details und Hintergründe offenbart, driftet die Handlung in Richtung Krimi, bis am Ende zumindest ein Anhaltspunkt geklärt wird, wenn Michelle in einem Herbst Jahre später mit ihrem Enkel und Vincent einen Waldspaziergang unternimmt.
Es geht um Schuldzuweisung, Unfall oder Mordabsicht, Vertuschung, die Liebe um das Leben und Familie. Dabei rätselt man die ganze Zeit über, was wirklich geschehen ist und wer die Wahrheit erzählt, bis man am Ende mit einem feuchten Taschentuch aus dem Film entlassen wird.
François Ozon arbeitete bereits im Film Gelobt sei Gott mit Hélène Vincent, Josiane Balasko und Pierre Lottin sowie mit einer 20 Jahre jüngeren Ludivine Sagnier in Swimming Pool (2003) und 8 Frauen (2002) zusammen. Dem Regisseur, der wie Woody Allen jedes Jahr einen Film dreht, ging es diesmal vor allem darum, »Schauspielerinnen eines bestimmten Alters zu filmen, um die Schönheit in ihren Falten zu zeigen, die ihre Lebenserfahrung und den Lauf der Zeit widerspiegeln.
Ich bin entsetzt darüber, wie schnell ältere Menschen in der Gesellschaft und auf den Bildschirmen aus dem Blickfeld verschwinden. Ich habe dem entgegengewirkt, indem ich Schauspielerinnen in ihren Siebzigern und Achtzigern gefilmt habe, die ihr Alter mit Stolz tragen und es ungekünstelt akzeptieren.«