Montag, 13. Oktober 2025
How to make a Killing

Un Ours dans le Jura

How to make a Killing
Michel und Cathy
📷 Julien Panié - © Gaumont | Pour Toi Public Productions | France 2 Cinéma | weltkino
Michels Schock ist groß, als plötzlich mitten auf verschneiter Straße ein Bär steht. Sein Ausweichmanöver kostet zwei Fremde das Leben, die dort ebenfalls nicht hingehören, aber zwei Millionen und eine Pistole im Kofferraum zurücklassen. Zum Glück hat Michels Frau Cathy genügend Krimis gelesen und nicht nur gute Ideen, wie man das Geld ausgeben, sondern auch die Leichen verschwinden lassen kann.
Ihre Kreativität bei der Entsorgung wird nur durch die Unfähigkeit der lokalen Ermittler übertroffen. Doch so ein Haufen Kohle wird natürlich schnell vermisst, und schon bald tauchen weitere Fremde in der Gegend auf – nichtsahnend, mit wem sie es hier zu tun bekommen.
»Oh merde.«
Michel
Eine hohe Anzahl Todesopfer, eine Swingerclubnacht als fadenscheiniges Alibi, absurde Wendungen und jede Menge Honig machen diese hochspannende wie tiefschwarze Krimikomödie zu einem herrlich bösen Kinospaß. Dabei ertappt man sich unweigerlich dabei, den zwei sympathischen Losern beim dilettantischen Spurenverwischen die Daumen zu drücken.
Man nehme die winterliche Waldlandschaft des Juragebirges, das sich entlang der Grenze zwischen Frankreich und der Schweiz erstreckt und sich in Deutschland in der Schwäbischen und Fränkischen Alb fortsetzt, Flüchtlinge als Drogenschmuggler und eine normale Durchschnittsfamilie, die sich mit Weihnachtsbaumverkäufen über Wasser zu halten versucht.
Letzterer Aspekt lässt da schon Assoziationen zur Netflix-Kultserie Ozark aufkommen, in der ein Finanzbuchhalter seine Familie vor dem Tod rettet, indem er das Geld eines Drogensyndikats wäscht. Hier wird der Vater jedoch nicht zufällig Zeuge eines Mordes sondern wird von einem Bär zu einem der absurdesten Autounfälle der Filmgeschichte verleitet. Solche Sachen kennt man höchstens aus Serien wie Ryan Murphys 9-1-1 oder Bryan Fullers dead like me.
Das Ambiente und die ans normale Leben angelehnten Figuren erinnern wiederum an den Film- und mittlerweile auch Serien-Klassiker Fargo. Es ist ein göttlicher Klamauk, wenn Michel und Cathy versuchen, die Leichen verschwinden zu lassen, aber auch urkomisch, wenn sie versuchen, die Vorkommnisse vor der Polizei zu verschleiern.
🐻
Insbesondere der belgische Komiker Benoît Poelvoorde, der befreundete Gendarm, weiß die Grenzen seiner Figur auszuloten, die von anfänglicher Naivität bis hin zum aufklärenden Reviervorsteher sämtliche Register zieht.
In seiner dritten Regiearbeit nach Liebe bringt alles ins Rollen und Die Rumba-Therapie schafft es Franck Dubosc erneut, in der Dreifaltigkeit als Hauptdarsteller, Drehbuchautor und Regisseur das Publikum perfekt zu unterhalten. Dabei vermischt er den typisch französischen Humor mit einer Prise Coen-Brüder und Eberhofer-Krimi und sorgt für jede Menge Schenkelklopfer. In einer Nebenrolle ist übrigens Emmanuelle Devos zu sehen, die vor zwei Jahren in Fast perfekte Weihnachten als seine Ehefrau zu sehen war.
Allerdings hat man sich in Deutschland dazu entschlossen, den englischen Titel zu übernehmen, der nicht so ganz zur Handlung passt, denn es geht hier nicht darum, wie man jemanden tötet. Ich finde „Es gibt keine Bären im Jura“ als Negation des Originaltitels (auch ein Satz, der mehr als einmal gesagt wird) weitaus passender und kultiger. Allerdings würde man mit Sicherheit Jura in erster Linie nicht mit dem Gebirge in Verbindung bringen.
Aber egal — How to make a Killing sollte Fans des Genres „skurrile Krimikomödie“ auf jeden Fall befriedigen. Hinzu kommen auch noch Weihnachten und Silvester mit der nötigen Besinn- und Feierlichkeit und eine Zusatzszene nach dem Abspann!

11.09.2025 | mz
Kategorien: Kino
Genres AbenteuerKomödieKrimi