Donnerstag, 25. April 2024
† Ellen Schwiers
(1930-2019)
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IMDB | Wikipedia | Das Ensemble

* 11. Juni 1930 | Schauspielerin
 
† 26. April 2019 | Krankheit

Die Schauspielerin Ellen Schwiers ist am frühen Morgen im Alter von 88 Jahren nach langer schwerer Krankheit in ihrem Haus am Starnberger See gestorben, wie ihre Tochter Katerina Jacob über ihre Agentur mitteilen ließ.
Insgesamt 70 Jahre lang war sie auf der Bühne aktiv. Zuletzt hatte sie an der Seite ihres Bruders Holger Schwiers und ihrer Tochter Katerina in dem Stück „Altweiberfrühling“ in der Komödie im Bayerischen Hof in München gespielt. Den Abschied als aktive Bühnenschauspielerin sah sie als konsequenten Schritt. Eine Tournee würde sie nicht mehr durchstehen, hatte sie anlässlich ihres 85. Geburtstags gesagt: »Ich will nicht auf die Bühne getragen werden.«
Vor allem als Darstellerin großer Frauenrollen hatte sich Ellen Schwiers auch im Kino und Fernsehen einen Namen gemacht. Unter anderem spielte sie 1960 in Wolfgang Staudtes Kriminalfilm Der letzte Zeuge sowie im 2013 veröffentlichten Kampusch-Drama 3096 Tage von Sherry Hormann.
Als Mutter Courage tourte sie in Bertolt Brechts Stück durch die Lande. In Salzburg spielte sie die Buhlschaft im „Jedermann“. Mit Shakespeares „Was ihr wollt“ feierte die Schauspielerin 1972 ihr Regiedebüt bei den Burgfestspielen in Jagsthausen in Baden-Württemberg.
Ihr Sohn Daniel war 1985 an Krebs gestorben, wenige Jahre später starb auch ihr Mann. Die Schauspielerin sagte: »Wenn man erlebt, wie ein 21-jähriger stirbt, der gerne gelebt hätte, dann kann man das eigene Leben nur als Geschenk empfinden.«
Vor einigen Wochen hatte Ellen Schwiers der Münchener Abendzeitung gesagt, sie könne nicht mehr laufen, sei bettlägerig, habe bei jeder Bewegung »grauenhafte Schmerzen« und wolle deshalb sterben. Ihr Leiden sei trotz Schmerztherapie mittlerweile so schlimm, dass sie auch Sterbehilfe in Betracht ziehe. »Darüber habe ich schon mit meiner Tochter gesprochen, das habe ich mir gewünscht«, sagte sie. Ihre Tochter lehne diesen Weg jedoch »leider vollkommen ab«.
Ellen Schwiers wurde am 11. Juni 1930 in Stettin geboren. Sie lernte erst Bäckerin, dann Gärtnerin, und nahm schließlich Unterricht bei ihrem Vater, dem Schauspieler Lutz Schwiers. Sie bestand eine Schauspielprüfung, bekam ein Engagement am Theater Koblenz und stand 1949 erstmals vor der Kamera: In dem Film Heimliches Rendezvous von Kurt Hoffmann spielte sie die Hildegard.
»Damals habe ich bei einem Faschingsball auf dem Gelände der Bavaria mit dem Schauspieler und Regisseur Helmut Käutner getanzt«, erinnerte sie sich 2015 in einem Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung. »Ich wusste gar nicht, wer mich da im Arm hielt. Da war ich noch so jung.« Später arbeitete sie mit ihm zusammen. Sie drehte mehr als 200 Filme und stand zahllose Male auf der Theaterbühne.
Die Frau mit den hohen Wangenknochen spielte oft tiefgründige, gerne verführerische, häufig Unruhe stiftende Frauen, etwa in Das Erbe von Björndal, in Der letzte Zeuge oder in Der Satan mit den roten Haaren. Die Süddeutsche Zeitung nannte sie einmal eine „kantige femme fatale“. Die dunkelhaarige Frau mit den vollen Lippen spielte die Spanierin, die Mutter Courage, die Buhlschaft.
1956 heiratete sie den Filmproduzenten Peter Jacob, der zuvor mit Leni Riefenstahl zusammen gewesen war. Tochter Katerina Jacob wurde als Kommissarin Sabrina Lorenz in Der Bulle von Tölz bekannt. Sohn Daniel wurde ebenfalls Schauspieler. 1982 gründete sie mit ihrem Mann und ihrer Tochter das Tourneetheater Das Ensemble.
Die Hoffnung, dass ihr Wirken die Welt verbessern könne, hatte sie längst aufgegeben. »Noch nie hat ein Theater, auch wenn es noch so politisch war, tatsächlich etwas verändert, keine Revolutionen ausgelöst«, sagte sie. Diese Erfahrung habe schon ihr Vater Lutz gemacht.

30.03.2024 | mz
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