Freitag, 19. April 2024
Looper
Die Zukunft im Jahre 2044 ist keine besonders rosige. Mit der Weltwirtschaft ist es stetig bergab gegangen, Industrieanlagen liegen brach und die meisten Menschen fahren noch immer die gleichen Autos wie zu Beginn des Jahrtausends. Die Geschicke der Städte werden von Gangstern gelenkt, und wer zumindest ein kleines bisschen am Reichtum schnuppern will, muss sich auf die eine oder andere Weise mit ihnen einlassen. So wie Joe. Der ist ein so genannter Looper, ein gut entlohnter Auftragskiller der Mafia.
Joes Opfer kommen dabei aus der Zukunft. Genauer gesagt: aus dem Jahre 2074, in dem Zeitreisen längst erfunden und offiziell verboten sind. Nur die skrupellosen Verbrechersyndikate, die alle großen Städte unter ihrer Kontrolle zu haben scheinen, bedienen sich dieser Methode, um mit ihr jeden aus dem Weg zu räumen, der ihnen im Weg steht.
Die Bezahlung erfolgt durch Silberbarren. Wen sie also loswerden wollen, schicken sie kurzerhand geknebelt und gefesselt zusammen mit den Barren 30 Jahre in die Vergangenheit. Und dort warten dann schon an der immer gleichen Stelle Looper wie Joe und dessen Kollegen, um das Opfer zu erschießen und die Leiche zu entsorgen.
Um keinerlei Spuren zu hinterlassen, schicken die Gangster der Zukunft die Looper 30 Jahre nach ihrem letzten Auftrag zurück in die Vergangenheit, um sie von sich selbst umbringen zu lassen. Wie gnadenlos die Truppen von Gangsterboss Abe, der in der Gegenwart über die Looper wacht, jeden jagen, der sein jüngeres Selbst laufen lässt, muss Joe miterleben, als sein Kumpel und Kollege Seth irgendwann Ladehemmungen hat und dies mit einem qualvollen Tod bezahlt.
Eines Tages soll tatsächlich auch Joes Zeitschleife geschlossen werden. Doch als Joe mit gezückter Waffe an der üblichen Stelle wartet, geschieht etwas Unerwartetes. Sein 30 Jahre älteres Ich sitzt ohne den üblichen Sack über dem Kopf vor ihm und blickt ihm direkt in die Augen. Für einen Moment zögert der jüngere Joe – und lässt sich von sich selbst überrumpeln.
Dem aus der Zukunft kommenden Joe geht es nicht nur darum, sein eigenes Leben zu retten. Er hat erlebt, wie sich die folgenden Jahre entwickeln und mit welcher blutigen Terrorherrschaft ein als Regenmacher bekannter Schwerverbrecher immer mächtiger und mächtiger zu werden scheint. Dass es früher oder später zu einem tödlichen Showdown kommen wird, der das Schicksal der gesamten Welt verändern wird, scheint jedoch unausweichlich…
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Looper bringt erneut Joseph Gordon-Levitt und Rian Johnson zusammen, die gute Freunde geblieben sind, nachdem sie vor einigen Jahren gemeinsam dessen Regiedebüt Brick drehten. »Rian und ich trafen uns vor ungefähr zehn Jahren«, erinnert sich der Schauspieler. »Schon kurz nach den Dreharbeiten zu Brick erzählte er mir erstmals von seiner Idee zu Looper. Letztlich schrieb er dann die Hauptrolle tatsächlich für mich. Es ist das erste Mal, dass ich das als Schauspieler erlebt habe, und es war eine große Ehre, sie zu spielen.«
Dass im Mittelpunkt von Looper eine jüngere und eine ältere Version der gleichen Figur stehen, stellte für die Filmemacher eine interessante Herausforderung dar. Statt zwei Schauspieler zu suchen, die sich von Natur aus ähnlich sehen, entschieden sie sich lieber, es darauf ankommen zu lassen und viel mehr die beiden bestmöglichen Schauspieler zu besetzen.
»Den Part des jungen Joe hatte ich eigens für Joseph Gordon-Levitt geschrieben, der nicht nur mein Lieblingsschauspieler, sondern auch ein guter Freund von mir ist. Wir wollten nach Brick unbedingt wieder zusammen arbeiten«, gibt Rian Johnson zu Protokoll. »Als sich dann die Möglichkeit ergab, dass Bruce Willis den älteren Joe spielen könnte, war ich begeistert. Er ist ein verdammt guter Schauspieler und aus den verschiedensten Gründen genau der richtige für die Rolle. Aber natürlich ergab sich daraus ein Problem, denn die beiden sehen sich kein bisschen ähnlich. Dafür mussten wir eine Lösung finden. Und zwar auf zweierlei Wegen.
Zunächst einmal kam es natürlich auf das Make-up an. Joseph musste jeden Morgen fast drei Stunden lang in der Maske sitzen, damit Make-up und Prothesen aufgetragen werden konnten, die seine Nase und seine Lippen veränderten. Selbstverständlich konnten wir ihn nicht wirklich in den jungen Bruce Willis verwandeln. Deswegen entschieden wir uns für einige markante Gesichtszüge, die wir so veränderten, dass sie dem Publikum zumindest als optischer Leitfaden dienen konnten.«
Dieser Leitfaden entfaltet sich jedoch nicht so, wie es ursprünglich gedacht war. Wenn man es nicht weiß, rätselt man den ganzen Film über, ob es Joseph Gordon-Levitt ist oder ein ihm ähnlich aussehender Schauspieler, denn in manchen Szenen sieht Joe aus wie JGL und in anderen wieder völlig anders. Besonderes „Augenmerk“ gilt hierbei den buschig-dunklen Augenbrauen, die ihn überhaupt nicht wie Bruce Willis, sein Ich in 30 Jahren, aussehen lassen.
Doch Make-up war laut Rian Johnson nur ein Teil der Lösung: »Zum anderen, oder genauer gesagt: zu 90%, ging es natürlich um Joes Spiel. Es war unglaublich mitanzusehen. Er lieferte keine Imitation von Bruce ab, sondern schuf vielmehr eine Figur, die der junge Bruce zu sein schien. Er übernahm eine Menge von Bruces Manierismen und legte sich eine ganz spezielle Stimme zu. Das ist Schauspielkunst der Spitzenklasse und auf der Leinwand wirklich ein Erlebnis.«
Mag sein, doch in der deutschen Synchronisation ist davon nichts zu spüren. Ein anderes Manko des Films ist: Er kann sich nicht so recht im Tempo entscheiden. Sobald Joe auf Saras Farm kommt, herrscht Ruhe auf der Leinwand. Vorher gab es jede Menge Action und Handlungstempo, was ab Filmmitte abflaut und danach nur noch kurzzeitig entflammt. Ein großes Plus des Films ist allerdings, dass dessen Figuren dermaßen plausibel und logisch agieren, wie man es in der Realität erwarten würde! Zack-Peng! Da kommt das kurze und schmerzlose Ende und die Rettung der Welt – logisch und perfekt!
Für den Look des Films wandte sich der Filmemacher vertrauensvoll an den Kameramann Steve Yedlin und den Produktionsdesigner Ed Verreaux. Looper spielt in der nahen Zukunft, was dem Regisseur die Möglichkeit zu einer Gradwanderung zwischen Science Fiction und der Realität gab.
»Wir wollten weder eine vollkommen zerstörte noch eine wunderbar strahlende Zukunft«, erklärt der Produktionsdesigner. »Dies ist eine Zukunft, in der die Dinge nicht so rosig verlaufen sind. Die Wirtschaft ging den Bach runter, die großen Fabriken sind alle geschlossen. Deswegen sind die Autos in unserem Film auch 30 Jahre alt. Es gibt ein paar neue Spezialwagen für die Superreichen, aber alle anderen fahren seit vielen Jahren die gleichen Autos.«
Für das Design der Zeitmaschine selbst ließ sich das Team von den Geschichtsbüchern inspirieren. »Rian zeigte mir ein Bild der allerersten Atombombe, die „The Gadget“ genannt wurde«, sagt Ed Verreaux. Die Bombe, ein riesiges, leicht chaotisch aussehendes Gerät aus Kabeln, Drähten und Kästen, hat ebenfalls einen retro-futuristischen Look. »Sobald ich sie sah, wusste ich was zu tun war. Wir entschieden uns für ein schlichtes, altmodisches und eher hemdsärmeliges Design. Es ging ja in erster Linie darum zu vermitteln, dass diese Maschine funktioniert. Darüber hinaus sollte man sich lieber auf die eigentliche Geschichte des Films konzentrieren.«
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Fazit: Looper ist ein Zeitreisekrimi der Sonderklasse mit erstklassiger Besetzung und schlüssiger Handlung, kann jedoch die Spannungskurve nicht halten und sollte eher in der Originalversion gesehen werden. Rian Johnson, der nach Brick und The Brothers Bloom mit seinem dritten Kinofilm das Science-Fiction-Genre besucht, schuf einen soliden Zukunftsthriller, der nicht nur die Genrefans anspricht.

12.05.2022 | mz
Kategorien: Feature | Filme