Dienstag, 19. März 2024
† João Gilberto
João Gilberto do Prado Pereira de Oliveira (1931 - 2019)
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AllMusic | IMDb

* 10. Juni 1931 | Sänger, Musiker
 
„The Girl from Ipanema“
„Chega de Saudade“
„Desafinado“
„Bim Bom“
„Insensatez“
„Corcovado“
 
† 6. Juli 2019 | Herzversagen

Er war einer der einflussreichsten Vertreter lateinamerikanischer Musik. „The Girl from Ipanema“ von Antônio Carlos Jobim wurde durch ihn zum Welthit. Nach Angaben des Nachrichtenportals G1 starb der Gitarrist João Gilberto am Samstag im Alter von 88 Jahren in seinem Haus in Rio de Janeiro.
João Gilberto brach mit 16 Jahren die Schule ab und zog nach Salvador, um Musik zu machen. Später ging er nach Rio de Janeiro und schloss sich dort der Gruppe Garotos da Lua an. Zwar nahm er bereits damals einige Singles auf, doch blieb er als Musiker größtenteils erfolglos, bis er den typischen Rhythmus der „neuen Welle“, den „Bossa Nova“, erfand – eine moderne Mischung von Samba und Jazz. Für die Arrangements seiner Lieder arbeitete er auch immer wieder mit dem deutsch-amerikanischen Komponisten Claus Ogerman zusammen.
„The Girl from Ipanema“ beispielsweise wurde zunächst von seiner damaligen Ehefrau Astrud auf Portugiesisch eingesungen, später aber ins Englische übersetzt und von zahlreichen Künstlern interpretiert, darunter von Frank Sinatra. Auch wurde aus dem „Girl“ hin und wieder ein „Boy“. Für sein Werk wurde er mit zwei Grammys® ausgezeichnet. Sechsmal war er nominiert. Das Album „Getz/Gilberto“, das er 1963 zusammen mit Astrud und dem US-Saxofonisten Stan Getz aufnahm, ist eines der meistverkauften und populärsten der Musikgeschichte.
João Gilberto wusste die Professionalität und das offene Ambiente in den USA zu schätzen. Er siedelte nach New York über und kam nur zu sporadischen Besuchen nach Brasilien. Von seiner ersten Frau Astrud ließ er sich bereits 1964 scheiden, ein Jahr später heiratete er die Sängerin Miucha. Ihre gemeinsame Tochter Bebel machte später selbst Karriere als Sängerin.
Im Jahr 1979 zog João Gilberto endgültig nach Rio zurück, da war er bereits eine Legende. Doch in Rio begann auch jener lange, krankhafte Prozess der Selbstisolation. Die Marotten und Phobien des Musiker vergrößerten seinen Mythos, doch sie ließen ihn auch immer lebensuntüchtiger und einsamer werden.
Er verschuldete sich. Zugleich führte er einen langen und teuren Rechtsstreit mit der Plattenfirma EMI um die Rechte und die Aufnahmequalität seiner legendären ersten drei LPs. Eine Investmentbank sprang ein, das Geld zerrann ihm zwischen den Fingern. Vor zehn Jahren begann er ein Verhältnis mit der Journalistin Claudia Faissol, mit der er eine Tochter hat. Die Beziehung entzweite die Familie. Seine Tochter Bebel und sein Sohn João Marcelo bezichtigten Frau Faissol, dass sie ihren Vater ausnutze.
Doch dieser schmutzige Kleinkrieg mindert nicht den Mythos des Musikers. Wer seine Kreativität ermessen will, zieht sich am besten mit seinem Album „Chega de Saudade“ in eine stille Ecke zurück.

02.09.2022 | mz
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